Die Kandidierenden zur Landtagswahl zeigen, welche gesundheitspolitischen Schwerpunkte sie setzen, welche Maßnahmen sie für die Region umsetzen wollen und welche Themen Ihnen im Wahlkreis besonders wichtig sind.
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Gesundheit darf keine Frage des Wohnorts, des Geldbeutels oder der Mobilität sein. Ich will, dass medizinische Hilfe für alle erreichbar bleibt – mit Hausarztpraxen, Facharztpraxen, Hebammen und funktionierenden Notfallpraxen. Die geplanten Schließungen in der Region zeigen, wie brüchig die Versorgung inzwischen ist. Wer abends oder am Wochenende ärztliche Hilfe braucht, darf nicht bis Heidelberg fahren müssen. Wir brauchen ein verlässliches Notfallsystem mit fair vergüteten Diensten, digitaler Terminsteuerung und modernen Gesundheitszentren, in denen Ärzt*innen, Pflegekräfte, Therapeutinnen und Telemedizin eng zusammenarbeiten. Genauso wichtig ist die mentale Gesundheit, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Wir sehen im Bereich der psychischen Therapien eine Unterversorgung aller Altersklassen. Kinder und Jugendliche brauchen in krisenbehafteten Zeiten frühe Unterstützung, um stark ins Leben zu starten und die multiplen Krisen gut zu meistern.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
Die Gesundheitsversorgung in unserer Region funktioniert grundsätzlich gut - doch sie steht unter massivem Druck. Hausärzt*innen fi nden keine Nachfolger, Facharzttermine dauern Wochen bis Monate, und die Schließung der Notfallpraxen hinterlässt eine Versorgungslücke. Für viele Menschen bedeutet das: lange Wege, überfüllte Notaufnahmen und Unsicherheit im Notfall. Wir brauchen wohnortnahe Gesundheitszentren, die Hausarztpraxis vor Ort, Notfallsprechstunden und den Ausbau telemedizinischer Beratung verbinden. Dazu gehört eine bessere Abstimmung zwischen Praxen, Kliniken und Kassenärztlicher Vereinigung. Weitere Schließungen müssen dringend verhindert werden.
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
Prävention ist keine Kür, sondern Pflichtaufgabe. Als ehemaliger Handballer weiß ich, wie sehr Bewegung, mentale Stärke und Teamgeist Gesundheit prägen, und wie wichtig physiotherapeutische Betreuung ist, um langfristig gesund zu bleiben. Ich habe in meinem Umfeld erlebt, wie entscheidend frühzeitige Prävention und gute Reha-Strukturen sind, um körperliche und psychische Belastungen auszugleichen und was resultieren kann, wenn sie ausbleiben. Nach den Jahren der Pandemie brauchen wir endlich eine neue Aufmerksamkeit für mentale Gesundheit: in Schulen, Vereinen und Betrieben - mit Schulsozialarbeit, Aufklärung und wohnortnahen Angeboten wie Präventionsnetzwerken zwischen Schulen, Vereinen, Ärzt*innen und Kommunen, die Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und mentale Gesundheit gemeinsam fördern. Gleichzeitig müssen Bewegung, Ernährung und Hitzeschutz Teil kommunaler Gesundheitsstrategien und diese Strategien dann auch umsetzbar werden.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
Pflege wird mit der demographischen Entwicklung eine Kernaufgabe unserer Gesellschaft - und sie steht vor einem Umbruch. In unserer Region fehlen Pflegekräfte, Kurzzeitpflegeplätze und Entlastungsangebote für Angehörige. Wer pflegt, arbeitet sehr häufig am Limit. Ich will verbindliche Tariflöhne, bessere Personalbemessung und flexible Arbeitszeitmodelle, damit Pflege wieder ein attraktiver Beruf wird. Zugleich braucht es faire Anwerbung im Ausland, schnelle Anerkennung von Abschlüssen und sprachliche Qualifizierung, damit neue Fachkräfte gut ankommen und bleiben. Gute Pflege verdient politische Priorität, faire Bezahlung und gesellschaftliche Anerkennung.
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Wir wollen, dass alle Menschen im Land auch weiterhin in vertretbarer Entfernung genau die medizinische Hilfe finden, die sie in ihrer jeweiligen Situation brauchen. Dafür muss die Krankenhausreform zielgerichtet so umgesetzt werden, dass auch zukünftig die stationäre Versorgung von akuten Notfällen in der Fläche uneingeschränkt sichergestellt ist; zugleich geht es darum, für spezialisierte und planbare medizinische Prozeduren leistungsfähige Zentren zu etablieren. Parallel muss diese neue Krankenhausplanung eng mit der Neuausrichtung des Rettungsdienstes verzahnt werden. Zudem erfordern eine effiziente Steuerung und Versorgung von Patienten über Sektorengrenzen hinweg auch die flächendeckende Präsenz von niedergelassenen Ärzten in digital vernetzten Praxen mit multiprofessionellen Teams.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
Baden-Württemberg verfügt unstreitig über schlankere Krankenhausstrukturen als alle anderen Länder. Trotzdem verzeichnen unsere Kliniken die bundesweit höchsten Defizite. Das geht auf Grund des hohen Anteils kommunaler Krankenhausträger vor allem zu Lasten der Kreis- und Kommunalhaushalte. Hier müssen wir auf Bundesebene Änderungen an den Vergütungsregeln erreichen. Zudem muss sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich massiv Bürokratie abgebaut werden, damit die begrenzten Ressourcen in Patientenversorgung und nicht in Papierkrieg fließen. Das würde auch dazu führen, dass das Gesundheitswesen für (neue) Fachkräfte wieder attraktiver würde. Schließlich gilt es die Niederlassungsförderung über das Landarztprogramm und die Landarztquote fortzusetzen.
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
Auf Grund der guten medizinischen Versorgung und der generell hohen Lebensqualität verfügen die Menschen in Baden-Württemberg im Bundesvergleich über die höchste Lebenserwartung; gleichwohl können wir angesichts der eingesetzten Mittel insbesondere im europäischen Vergleich nicht zufrieden sein. In Bezug auf die Vermeidung von Krankheiten ist unser Potenzial definitiv noch nicht ausgeschöpft. Um hier voranzukommen, müssen wir vor allem die (digitale) Gesundheitskompetenz der Menschen verbessern. Dabei geht es zum Beispiel um Bildung, Ernährung in den Familien und gesunde Lebensverhältnisse. Kinder sollten schon in Kita und Schule den Wert von gesunder Ernährung und Spaß an der Bewegung lernen. Im weiteren Verlauf ist die betriebliche Gesundheitsförderung von großer Bedeutung.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
Fehlende stationäre Angebote, steigende Beiträge, hohe Eigenanteile, die Überlastung pflegender Angehöriger und die Belastung der Kommunalhaushalte kennzeichnen die pflegerische Versorgung im ganzen Land. Zudem trifft der demografische Wandel die Pflege doppelt: Eine zunehmende Anzahl an Pflegebedürftigen trifft auf einen Rückgang an potenziellen Pflegepersonen. Bei den Pflegediensten und in den Pflegeheimen herrscht schon heute Personalmangel; ebenso werden innerhalb der Familien zukünftig weniger Personen Pflege leisten können. Deshalb braucht es im Bund eine Pflegereform, die vor allem auch die häusliche Pflege stärkt. Auf Landesebene müssen wir alles tun, um Bürokratie im Heimrecht und bei Bauvorschriften abzubauen und bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse schneller zu werden.
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Wir brauchen wieder mehr Ärzt:innen in der Patientenversorgung. Dazu werden wir zusätzliche 500 Studienplätze schaffen und die Weiterbildung verbessern. Die Kassenärztliche Vereinigung muss ihren Sicherstellungsauftrag erfüllen; ihren Rückzug bei den Notfallpraxen wollen wir umkehren. Als Land wollen wir mit Gründung einer Versorgungsstiftung mehr Einfluss darauf nehmen. Alle Menschen sollen einen Hausarzt haben. Gemeinsam mit allen Verantwortlichen gestalten wir eine Krankenhausplanung, die die ungesteuerten Schließungen stoppt, eine Erreichbarkeit in 30 Fahrminuten sicherstellt und dabei auch die sektorenübergreifende Versorgung stärkt. Die Investitionsmittel für die Kliniken erhöhen wir deutlich. Bei der psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung wollen wir die Wartezeiten verkürzen.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
Insgesamt ist die Gesundheitsversorgung im Wahlkreis Wiesloch gut – wir verfügen über viele engagierte Hausärztinnen und Hausärzte sowie eine solide Grundversorgung. Große Sorge bereitet mir jedoch, dass die Notfallpraxis an der GRN-Klinik in Schwetzingen Ende Juli geschlossen wurde. Viele Menschen aus dem Wahlkreis waren auf diese wohnortnahe Hilfe angewiesen. Die nächsten Notfallpraxen in Heidelberg oder Sinsheim sind teilweise mehr als doppelt so weit entfernt – das ist in akuten Situationen schlicht unzumutbar. Wir brauchen dringend wieder eine wohnortnahe Notfallversorgung!
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
Alle Menschen können selbst sehr viel für ihre Gesundheit tun. Viele wissen nur nicht wie. Deshalb brauchen wir mehr gesundheitsfördernde Maßnahmen in den Kitas, in den Schulen, in Vereinen, im Betrieb, in offenen Angeboten oder bei alten Menschen auch durch Hausbesuche. Ich setze mich dafür ein, dass solche Angebote gefördert werden – sowohl von den Kassen als auch von den Kommunen, dem Land, dem Bund und den Arbeitgebern – und dass sie in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen. Der öffentliche Gesundheitsdienst soll darauf – mit mehr Personal – neu ausgerichtet werden. Angebote der Suchtprävention und der Suchthilfe müssen bedarfsgerecht ausgebaut und finanziert werden. Und die Teilnahme an Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen sowie an Impfungen ist durchaus ausbaufähig.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
Zuerst einmal werden wir Pflegebedürftige auch mit mehr ambulanten Hilfen dabei unterstützen, so lange wie möglich in der Wohnsituation zu bleiben, die sie sich wünschen. Wir werden vor allem die pflegenden Angehörigen besser unterstützen und ein Pflegegehalt für diejenigen einführen, die ihre Erwerbstätigkeit aufgrund der Pflege reduzieren oder aufgeben müssen. Bedarfsgerechte und ausreichende Pflegeangebote zum Beispiel in der Tages- oder Kurzzeitpflege werden wir mit einer besseren und verbindlichen Pflegeplanung erhalten. Die Eigenbeteiligung im Pflegeheim ist bei uns mit häufig mehr als 3 500 Euro monatlich eindeutig zu hoch. Das liegt daran, dass sich wir im Gegensatz zu anderen Bundesländern weder die Investitionskosten noch die Ausbildungskosten bezuschussen. Das muss sich ändern!
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung steht für mich an erster Stelle. Das umfasst neben den Ärztinnen und Ärzten den zahnärztlichen Bereich und die Apotheken sowie die Geburtshilfe. Ganz wichtig sind unsere Krankenhäuser. Die Klinikfinanzierung des Bundes benachteiligt Baden-Württemberg. Zudem brauchen wir endlich mehr Steuerung durch die Landeskrankenhausplanung. Wichtig ist mir die Wiederherstellung der Attraktivität der einzelnen Berufsbilder: Endlich Schluss mit der überbordenden Bürokratie, die Kraft und Zeit ohne konkreten Mehrwert bindet. Es kann nicht sein, dass beispielsweise Krankenhausärzte bis zu drei Stunden täglich für Bürokratie verschwenden. Ein besonderes Anliegen ist mir zudem ein wohnortnahes Angebot bei der Geburtshilfe.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
Mein Dank gilt allen Aktiven in der Gesundheitswirtschaft. Hier wird oftmals weit über die Belastungsgrenze hinaus wertvolle Arbeit geleistet. Jeder kennt aber die Diskussion, wie schwierig es ist, etwa eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt zu finden oder Facharzttermine zu bekommen. Die Schließung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Schwetzingen hat dazu geführt, dass die Notfallversorgung nachts und am Wochenende erheblich schwieriger geworden ist. Es braucht endlich Mut für weniger Bürokratie und neue Versorgungsformen. Machen wir es wieder einfacher, den Schritt in eine niedergelassene freiberufliche Tätigkeit umzusetzen.
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, Überernährung und Stressfaktoren sind für mich die Hauptrisikofaktoren. Die Voraussetzungen für eine gesunde Lebensführung müssen schon im Elternhaus vorgelebt werden. Aber auch die Schulen sind hierbei gefragt. Die Hauswirtschaft mit großartiger Kompetenz in Sachen Ernährung ist dabei ein wichtiges Element. Zudem schätze ich die Präventionskurse beispielsweise der AOK sehr. Es gilt, unsere Sportvereine zu stärken, damit von jung an Lust auf Bewegung und Vitalität geweckt wird. In der Berufswelt zeigen viele Unternehmen, wie wichtig eine Betriebliche Gesundheitsförderung ist. Auch hier weiß ich aus meiner Erfahrung als Bürgermeisterin das Engagement der Krankenkassen bei Angeboten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schätzen.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
Seit Jahren kritisiere ich die Landesheimbauverordnung. Ehepaare, die ihr Leben gemeinsam verbracht haben, werden bei plötzlich eintretenden Bedarf oftmals auseinandergerissen, bis sich in einem Heim zwei nebeneinander liegende Zimmer finden. Bestehenden Pflegeeinrichtungen haben hohe Umbaukosten. Wir verlieren viele Pflegeplätze im Bestand. Das muss sich ändern, außerdem setze ich mich für mehr Kurzzeit- und Tagespflegeplätze ein. Mein Motto ist: weg von der Misstrauenskultur und hin zu einer Vertrauenskultur. Wir Freie Demokraten haben bereits im Jahr 2014 ein Positionspapier zur Pflege erstellt und darin u.a. ein Konzept für eine „24-Stunden-Betreuung“ sowie ein Impulsprogramm Pflege vorgeschlagen. Wichtig ist mir auch die Prävention, damit ältere Menschen überhaupt erst später pflegebedürftig werden.