Die Kandidierenden zur Landtagswahl zeigen, welche gesundheitspolitischen Schwerpunkte sie setzen, welche Maßnahmen sie für die Region umsetzen wollen und welche Themen Ihnen im Wahlkreis besonders wichtig sind.
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Besonders wichtig ist mir die stationäre Gesundheitsversorgung. Als Kreisrätin war ich seit 2019 Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und Kliniken und bin mittlerweile Verwaltungsrätin des Ortenau Klinikums. Ich habe die schon davor beschlossene Reduzierung der Krankenhäuser von 9 auf 4 Standorte in den Gremien mitbegleitet und sehe, wie sehr die Ortenauer Krankenhäuser trotz aller Konzentration wirtschaftlich straucheln und Millionendefizite bei den laufenden Betriebskosten stemmen müssen. Diese Defizite gleicht der Kreis derzeit aus, wird dieser Herausforderung aber nicht mehr dauerhaft gerecht werden können. Wichtig ist auch, dass dort, wo Kliniken geschlossen werden, eine gute Gesundheitsversorgung durch sinnvolle Nachnutzung der Standorte als Gesundheitszentren gewährleistet bleibt.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
In den Städten kann man noch von einer guten Gesundheitsversorgung sprechen. Aber auch hier sind die Wartezeiten auf einen Facharzttermin, z.B. beim Psychiater, Haut- oder Augenarzt für gesetzlich Versicherte bereits sehr lang. Für Eltern ist es zudem schwerer geworden, einen Kinderarzt für die Grundversorgung ihres Nachwuchses zu finden. Auf dem Land ist darüber hinaus schon die hausärztliche Versorgung ein Problem. Gerade angesichts der demographischen Entwicklung mit mehr älteren Patient*innen und weniger werdenden niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen brauchen wir dringend mehr Studienplätze für Medizin und Student*innen, die bereit sind, sich nach Abschluss ihrer Ausbildung im ländlichen Raum niederzulassen. Außerdem müssten mehr Kassensitze für Psychotherapeut*innen geschaffen werden.
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
Gesundheitsprävention hat angesichts unserer ungesünder werdenden Lebensweise und alternden Gesellschaft Priorität. Dabei ist es wichtig, schon bei den Jüngsten anzusetzen und eine gute physische und psychische kindliche Entwicklung zu fördern. Dazu gehört u.a., sie zu ausgewogener Ernährung und Bewegung anzuhalten. Unabdingbar ist auch, dass wir unsere Lebensgrundlage, die Natur erhalten und Klimaschutz und -anpassung betreiben. Der Klimawandel hat schon heute nachweislich Einfluss auf die Gesundheit aller Menschen, von jung bis alt. Als Stadt- und Kreisrätin setze ich mich für entsprechende Maßnahmen (z.B. eine gesunde Verpflegung in Kita- und Schulmensen und mehr Begrünung und weniger Versiegelung in unseren heißer werdenden Städten) ein, auf Landesebene würde ich dies fortsetzen.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
In der Pflege ist der Fachkräftemangel die größte Herausforderung. Teilweise konnten in der Vergangenheit aufgrund dessen Betten in Krankenhäusern oder Altenheimen nicht belegt werden. Zur Bewältigung des Pflegenotstands müssen Einrichtungen mehr eigenes Personal ausbilden und parallel aber Fachkräfte im Ausland anwerben. Außerdem ist das Potential bei Flüchtlingen noch vermehrt zu heben. Dazu müssen bei den Migranten jedoch die sprachlichen Voraussetzungen geschaffen werden, damit sie eine Ausbildung aufnehmen oder hier in ihrem Beruf arbeiten können. Wo rechtlich möglich und vorhanden, sollten vermehrt MTAs zur Entlastung der Pflegekräfte eingesetzt werden. Außerdem benötigen wir mehr bezahlbare Pflegeheim- und Kurzzeitpflegeplätze, um Angehörige dauerhaft oder vorübergehend zu entlasten.
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Bereits in den vergangenen Jahren ist versucht worden, die Kosten im Gesundheitswe-sen nicht weiter so steigen zu lassen, dass Patienten, Beitragszahlerinnen und Bei-tragszahler, Ärztinnen und Ärzte, Krankenhausträger u.a. die Folgen spüren. Gleichzeitig sind Leistungen an Ärztinnen und Ärzte sowie Krankenhausträger zum Teil nicht aus-kömmlich. Dafür braucht es bessere Antworten, als sie bisher gegeben werden. Wir müssen eine gute Versorgung mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, eine tragfä-hige Finanzierung von zukunftsfähigen Strukturen der Kliniken und eine gutes Netz zur Versorgung von akuten Notfällen sicherstellen. Der Rettungsdienst muss so organisiert sein, dass auch Orte in den Tallagen und von den Ortsmitten weiter entfernte Bereiche gut abgedeckt sind.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
Es ist auch über den Ländlichen Raum hinaus nicht mehr selbstverständlich, dass wir genug Ärztinnen und Ärzte (Haus- und Fachärztinnen und -ärzte) für die Gesundheits-versorgung der Einwohnerinnen und Einwohner finden. Deshalb sind Anreize für die Tätigkeit als Landärztin und -arzt richtig. Es müssen auch Rahmenbedingungen für die ärztliche Versorgung auf den Prüfstand. Wir brauchen die Verbesserung der Klinikstruk-tur in der Ortenau mit dem vom Land aus dem Krankenhausbauprogramm unterstützten Neubau am Standort Offenburg des Ortenau Klinikums. Die Neuausrichtung des Ret-tungsdienstes muss zu weiteren Verbesserungen für die Ortenau sorgen.
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
Mit Prävention und Gesundheitsförderung können wir nicht früh genug beginnen. Als Bildungspolitiker ist mir wichtig, dass wir hier auch in der frühkindlichen Bildung und in den Schulen im Land Akzente setzen. Im weiterentwickelten Orientierungsplan für Kitas und Kindertagespflege sowie in den Bildungsplänen für die Schulen sind diese Themen deshalb aufgenommen. Die Bewegungsförderung in den Kitas unterstützen wir mit der Finanzierung von Schulungen für Kita-Teams. Im Erwachsenenalter sollten aus meiner Sicht auch finanzielle Anreize im Gesundheitssystem aktive Gesundheitsvorsorge honorieren.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
Zu hohe Eigenanteile und steigende Beiträge sind aus meiner Sicht die größten Herausforderungen. Und der demografische Wandel verstärkt die Entwicklungen noch mehr: eine höhere Anzahl an Pflegebedürftigen und eine geringere Zahl an Menschen in den nachkommenden Generationen. Auf allen Ebenen gilt es deshalb die häusliche Pflege zu stärken. Auf Bundesebene brauchen wir eine Pflegereform, die der Situation und den Herausforderungen in der Pflegeversorgung besser Rechnung trägt. Im Land können wir die stationäre Pflege dadurch unterstützen, dass wir Regelungen im Heimrecht und in den Bauvorschriften vereinfachen. Die Aufnahme einer Berufstätigkeit in der Pflege durch ausländische Pflegekräfte gilt es weiter zu erleichtern.
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Die Sicherstellung einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung hat für mich oberste Priorität. Dazu gehören Ärzte, Zahnärzte, Apotheken, Geburtshilfe, Heilmittelerbringer und vor allem unsere Krankenhäuser. Die Klinikfinanzierung des Bundes benachteiligt Baden-Württemberg, weshalb wir mehr Steuerung durch die Landeskrankenhausplanung brauchen. Ebenso wichtig ist es, die Attraktivität der Gesundheitsberufe zu stärken und Bürokratie abzubauen – Ärzte dürfen nicht Stunden mit Formularen verlieren. Ich setze mich für sektorenübergreifende Versorgungsformen ein. Hier vor Ort gilt: Die Stärkung regionaler Krankenhausstrukturen ist entscheidend, damit die Versorgung wohnortnah bleibt.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
Ich bin dankbar für das enorme Engagement aller im Gesundheitswesen. Dennoch gibt es spürbare Engpässe: Kinderärzte fehlen, Facharzttermine sind schwer zu bekommen, und die Schließung ärztlicher Bereitschaftsdienste in unserer Umgebung, wie in Oberkirch und Achern, erschwert die Notfallversorgung. Wir brauchen weniger Bürokratie und neue Versorgungsformen wie eine flexible, digitale Gesundheitsleitstelle. Regionale Strukturgespräche und einfachere Wege in die Niederlassung sind Schlüssel. In unserer Region sehe ich besonders bei der Notfallversorgung und Hausarztbindung Handlungsbedarf, um ländliche Regionen besser abzusichern.
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
Rauchen, Bewegungsmangel, schlechte Ernährung und Stress sind zentrale Risikofaktoren. Gesunde Lebensweisen müssen im Elternhaus beginnen, aber auch Schulen spielen eine wichtige Rolle. Elemente wie Hauswirtschaft vermitteln wertvolle Ernährungskenntnisse. Ich schätze außerdem Präventionsangebote wie die AOK-Kurse und setze auf starke Sportvereine, die schon bei Kindern Begeisterung für Bewegung wecken. Auch Betriebliche Gesundheitsförderung ist ein Schlüssel. Wir sollten unsere Vereinskultur und Sportinfrastruktur regional gezielt stärken, um Prävention erlebbar zu machen.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
Die aktuellen Vorgaben der Landesheimbauverordnung verursachen hohe Umbaukosten und den Verlust wertvoller Pflegeplätze – das muss sich ändern. Mehr Kurzzeitpflegeplätze sind dringend notwendig. Statt Misstrauen brauchen wir eine Vertrauenskultur und die Harmonisierung der Doppelprüfungen durch Heimaufsicht und Medizinischen Dienst. Wir Freie Demokraten setzen uns seit Jahren für innovative Modelle wie eine 24-Stunden-Betreuung nach österreichischem Vorbild ein. Neue Gesundheitsberufe können dazu beitragen, Pflegebedürftigkeit hinauszuzögern. Hier vor Ort gilt es, insbesondere im ländlichen Raum wohnortnahe Pflegeangebote zu sichern und auszubauen.