Die Kandidierenden zur Landtagswahl zeigen, welche gesundheitspolitischen Schwerpunkte sie setzen, welche Maßnahmen sie für die Region umsetzen wollen und welche Themen Ihnen im Wahlkreis besonders wichtig sind.
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Mein Wahlkreis wird in fünf Jahren zu über 30 % von Menschen 60+ bewohnt. Darum stehen gesundes, aktives Altern, mobile Pflege, barrierearme Quartiere und betreutes Wohnen ganz oben. Wichtig ist mir außerdem mehr Forschung und Versorgung für ME/CFS-Betroffene. Mit dem Klinikverbund Mannheim–Heidelberg sichern wir Spitzenmedizin, Forschung, Gesundheitsausbildung und -versorgung in der Region. Wir GRÜNE stärken Haus- und Kinderärzt*innen, bauen ambulante Strukturen aus, entlasten pflegende Angehörige, gewinnen und qualifizieren Fachkräfte und nutzen die Digitalisierung – für verlässliche Versorgung unabhängig vom Geldbeutel. Weil die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 bundesweit um rund 50 % steigt, brauchen wir „Reha vor Pflege“, ambulant vor stationär, starkes Case-/Care-Management und kommunale Netzwerke – so sichern wir Qualität trotz knapper Fachkräfte.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
Die Versorgung in Mannheim ist solide, hat aber Lücken. Positiv: die von Grün mit angestoßenen Gesundheitscafés – etwa in Schönau – die wir ausbauen und stärker im Quartier verankern. Dringend nötig sind mehr Kinderärzt*innen und die Besetzung leerer Hausarztsitze, v. a. in jungen, armutsgefährdeten Stadtteilen wie Neckarstadt-West. Ich werbe für Praxisgemeinschaften mit interprofessionellen Teams. Wir unterstützen die Krankenhausreform und bauen kommunale Pflegekonferenzen aus. Entscheidend ist bessere Koordination vor Ort – die Kommune hat eine Schlüsselrolle für vernetzte, quartiersnahe Versorgung. Als Rettungssanitäter, Notfallseelsorger und Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen in Mannheim kenne ich die Belastungen aus dem Arbeitsalltag und will sie jetzt politisch anpacken.
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
Prävention beginnt früh: gute Kitas, Bewegung und eine gesunde, bezahlbare Verpflegung – besonders für armutsgefährdete Kinder. Ich setze mich für stärkere Gesundheitsförderung durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst ein (Gesundheitsplanung, Programme in Lebenswelten). Schulgesundheitsfachkräfte nach hessischem Vorbild will ich erproben. Für Ältere gilt: Reha vor Pflege, frühzeitige Beratung sowie Case-/Care-Management senken Risiken und verzögern Heimeintritte. Der Klimawandel ist ein Gesundheitsrisiko, gerade in einer der heißesten Städte Deutschlands: Mannheim! Wir müssen unseren kommunalen Hitzeaktionsplan stärker in die Umsetzung bringen, Menschen vor Hitze schützen, brauchen mehr Grün, kühle Orte und Trinkpunkte. Ziel ist mehr Gesundheitskompetenz und weniger Krankheit.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
Die Pflege steht vor drei gleichzeitigen Herausforderungen: mehr ältere, oft ärmere Menschen; zu wenige Fachkräfte; hohe Eigenanteile. Wir schaffen Abhilfe mit besseren Arbeitsbedingungen, mehr Ausbildungsplätzen und gezielter, gut integrierter Zuwanderung – beschleunigt durch die Landesagentur für Fachkräfteanerkennung. Wir bauen Kurzzeit- und Entlastungsangebote für Angehörige aus, stärken ambulante Dienste und barrierearmes Wohnen. Bundesweit setze ich mich für den Sockel-Spitze-Tausch ein, damit Eigenanteile gedeckelt werden. Quartier 2030 schafft Möglichkeiten für sorgende Gemeinschaften und Nachbarschaftshilfe, und ist dabei auch gut gegen Einsamkeit.
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Alle Menschen - insbesondere auch Kinder und Jugendliche - sollen auch künftig wohnortnah die medizinische Versorgung erhalten, die sie benötigen. Die Krankenhausreform muss so umgesetzt werden, dass akute Notfälle in der Fläche zuverlässig behandelt werden, während für spezialisierte und planbare Eingriffe leistungsfähige Zentren entstehen. Diese Struktur braucht eine enge Verzahnung mit einem modernen Rettungsdienst, der Wegezeiten reduziert. Zugleich sind digital vernetzte Praxen mit multiprofessionellen Teams nötig, um Sektorengrenzen zu überwinden, Behandlungspfade zu koordinieren und die Qualität landesweit dauerhaft zu sichern.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
In Mannheim ist die geplante Fusion der Universitätskliniken Mannheim und Heidelberg ein großer Erfolg: Sie bündelt Expertise, schafft Synergien in Forschung, Lehre und Versorgung, baut Doppelstrukturen ab und stärkt die Qualität in der gesamten Region. Das zeigt, wie leistungsfähige Strukturen entstehen, ohne Nähe und Patientenorientierung aufzugeben. Zugleich müssen wir landesweit handeln: Trotz schlanker Strukturen schreiben viele Kliniken Defizite, was kommunale Haushalte belastet. Wir brauchen angepasste Vergütungsregeln, die Vorhaltekosten und Notfallversorgung realistisch abbilden, Bürokratieabbau sowie eine Niederlassungsförderung, um Fachkräfte zu gewinnen und ambulant präsent zu sein. So sichern wir die Versorgung vor Ort und machen den Standort zukunftsfest.
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
Baden-Württemberg hat eine hohe Lebenserwartung, dennoch bleibt Prävention ausbaufähig. Wir stärken die Gesundheitskompetenz und setzen früh an: in Bildung, Ernährung und Bewegung. Kinder sollen in Kita und Schule lernen, sich ausgewogen zu ernähren, digitale Risiken zu verstehen und Freude an Aktivität zu entwickeln. Später sichern betriebliche Gesundheitsprogramme Motivation, Leistungsfähigkeit und Teilhabe. Wichtig sind auch Impfprogramme, Check-ups und niedrigschwellige Präventionsangebote in Quartieren. So investieren wir gezielt in Vorbeugung statt nur in Behandlung – zum Nutzen der Menschen und zur Entlastung des Systems. Kommunen, Kassen und Arbeitgeber müssen hierfür kooperieren, mit klaren Zielen, Finanzierung und digitaler Unterstützung durch Apps und ePA-basierte Erinnerungen.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
Die Pflege steht vor großen Herausforderungen: steigende Eigenanteile, fehlende Angebote und Fachkräftemangel; zugleich wächst die Zahl der Pflegebedürftigen. Der demografische Wandel verschärft die Lage in Einrichtungen und zu Hause. Wir brauchen im Bund eine Reform, die die häusliche Pflege stärkt, Angehörige entlastet und Leistungen verlässlich finanziert. Im Land bauen wir Bürokratie ab, vereinfachen Bauvorschriften und beschleunigen die Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Auch Arbeitsbedingungen, Qualifizierung und digitale Unterstützung müssen spürbar besser werden. Zudem brauchen wir mehr Kurzzeitpflege, kommunale Pflegeplanung und niedrigschwellige Entlastungsangebote, damit Übergänge gelingen und niemand zwischen Krankenhaus, Reha und Zuhause fällt.
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Wir brauchen wieder mehr Ärzt*innen in der Patientenversorgung. Dazu werden wir zusätzliche 500 Studienplätze schaffen und die Weiterbildung verbessern. Die Kassenärztliche Vereinigung muss ihren Sicherstellungsauftrag erfüllen; ihren Rückzug bei den Notfallpraxen wollen wir umkehren. Als Land wollen wir mit Gründung einer Versorgungsstiftung mehr Einfluss darauf nehmen. Alle Menschen sollen einen Hausarzt haben. Gemeinsam mit allen Verantwortlichen gestalten wir eine Krankenhausplanung, die die ungesteuerten Schließungen stoppt, eine Erreichbarkeit in 30 Fahrminuten sicherstellt und dabei auch die sektorenübergreifende Versorgung stärkt. Die Investitionsmittel für die Kliniken erhöhen wir deutlich. Bei der psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung wollen wir die Wartezeiten verkürzen.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
In Mannheim besteht der größte Verbesserungsbedarf bei der kinderärztlichen Versorgung. Obwohl die Stadt statistisch als überversorgt gilt, zeigt die Realität starke Ungleichgewichte: Während Stadtteile wie die Schwetzingerstadt/Oststadt ein Überangebot aufweisen, gibt es in anderen – etwa Schönau, Neckarstadt-West oder Friedrichsfeld – keine einzige Kinderarztpraxis. Diese Ungleichverteilung ist nicht akzeptabel. Jedes Kind hat Anspruch auf wohnortnahe medizinische Betreuung. Durchschnittswerte verschleiern die tatsächlichen Lücken. Wir setzen uns dafür ein, die Verteilung der Praxen gerechter zu gestalten und die Versorgung aller Kinder in Mannheim zu sichern – Gesundheit muss oberste Priorität haben.
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
Alle Menschen können selbst sehr viel für ihre Gesundheit tun. Viele wissen nur nicht wie. Deshalb brauchen wir mehr gesundheitsfördernde Maßnahmen in den Kitas, in den Schulen, in Vereinen, im Betrieb, in offenen Angeboten oder bei alten Menschen auch durch Hausbesuche. Ich setze mich dafür ein, dass solche Angebote gefördert werden – sowohl von den Kassen als auch von den Kommunen, dem Land, dem Bund und den Arbeitgebern – und dass sie in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen. Der öffentliche Gesundheitsdienst soll darauf – mit mehr Personal – neu ausgerichtet werden. Angebote der Suchtprävention und der Suchthilfe müssen bedarfsgerecht ausgebaut und finanziert werden. Und die Teilnahme an Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen sowie an Impfungen ist durchaus ausbaufähig.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
Zuerst einmal werden wir Pflegebedürftige auch mit mehr ambulanten Hilfen dabei unterstützen, so lange wie möglich in der Wohnsituation zu bleiben, die sie sich wünschen. Wir werden vor allem die pflegenden Angehörigen besser unterstützen und ein Pflegegehalt für diejenigen einführen, die ihre Erwerbstätigkeit aufgrund der Pflege reduzieren oder aufgeben müssen. Bedarfsgerechte und ausreichende Pflegeangebote zum Beispiel in der Tages- oder Kurzzeitpflege werden wir mit einer besseren und verbindlichen Pflegeplanung erhalten. Die Eigenbeteiligung im Pflegeheim ist bei uns mit häufig mehr als 3 500 Euro monatlich eindeutig zu hoch. Das liegt daran, dass sich wir im Gegensatz zu anderen Bundesländern weder die Investitionskosten noch die Ausbildungskosten bezuschussen. Das muss sich ändern.
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung steht für mich an erster Stelle. Das umfasst neben den Ärztinnen und Ärzten, die Apotheken, die Geburtshilfe sowie die Heilmittelerbringer. Wichtig sind ebenfalls unsere Krankenhäuser. Die Klinikfinanzierung des Bundes benachteiligt Baden-Württemberg. Wir brauchen endlich mehr Steuerung durch die Landeskrankenhausplanung. Endlich Schluss mit der überbordenden Bürokratie, die Kraft und Zeit ohne konkreten Mehrwert bindet. Es kann nicht sein, dass beispielsweise Krankenhausärzte bis zu drei Stunden täglich für Bürokratie verschwenden. Ich werbe zudem für neue Versorgungsformen, die wirklich sektorenübergreifend gestaltet werden.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
Mein Dank gilt allen Aktiven im Gesundheitssystem. Hier wird oftmals weit über die Belastungsgrenze hinaus gesellschaftlich wertvolle Arbeit geleistet. Jeder kennt aber die Diskussion, wie schwierig es ist, etwa eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt zu finden oder Facharzttermine zu bekommen. Das liegt nicht nur, aber auch an dem viel zu planwirtschaftlich ausgelegten Kassensitzsystem der Kassenärztlichen Vereinigung. Hier muss ein Umdenken hin zu einer tatsächlichen Bedarfsorientierung stattfinden. Lassen wir den Ärztinnen und Ärzten mehr Freiräume und hindern sie nicht weiter an ihrer Arbeit. Es braucht außerdem endlich mehr Mut für weniger Bürokratie und neue Versorgungsformen. Ich denke hier an eine Gesundheitsleitstelle, die die Möglichkeiten der Digitalisierung flexibel nutzt. Regionale Strukturgespräche haben enormes Potential. Machen wir es wieder einfacher, den Schritt in eine niedergelassene freiberufliche Tätigkeit umzusetzen.
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
Rauchen, Bewegungsmangel, Überernährung und Stressfaktoren sind für mich die Hauptrisikofaktoren. Die Voraussetzungen für eine gesunde Lebensführung müssen schon im Elternhaus vorgelebt werden. Aber auch die Schulen können hier ein Handlungsfeld für sich entdecken. Die Hauswirtschaft mit großartiger Kompetenz in Sachen Ernährung ist dabei ein wichtiges Element. Zudem schätze ich die Präventionskurse beispielsweise der AOK sehr. Wir müssen die Kultur unserer Sportvereine stärken, damit von jung an Lust auf Bewegung und Vitalität geweckt wird. In der Berufswelt zeigen viele Unternehmen, wie wichtig eine Betriebliche Gesundförderung ist. Gesunde und vitale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein besonderes Kapital.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
Ein großes Problem ist die Landesheimbauverordnung, weil wir bei bestehenden Pflegeeinrichtungen hohe Umbaukosten haben und viele Pflegeplätze im Bestand verlieren. Das muss sich ändern, außerdem setze ich mich für mehr Kurzzeitplätze ein. Mein Motto ist: weg von der Misstrauenskultur und hin zu einer Vertrauenskultur. Warum harmonisieren wir nicht die Doppelprüfungen von Heimaufsicht und Medizinischem Dienst? Wir Freie Demokraten haben bereits im Jahr 2014 ein Positionspapier zur Pflege erstellt und darin u.a. nach österreichischem Vorbild ein Konzept für eine „24-Stunden-Betreuung“ sowie ein Impulsprogramm Pflege vorgeschlagen. Wichtig ist mir auch die Prävention. Neue Gesundheitsberufe etwa bieten hier großes Potential, dass ältere Menschen erst später pflegebedürftig werden.