Die Kandidierenden zur Landtagswahl zeigen, welche gesundheitspolitischen Schwerpunkte sie setzen, welche Maßnahmen sie für die Region umsetzen wollen und welche Themen Ihnen im Wahlkreis besonders wichtig sind.
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Als Apothekerin weiß ich um die Bedeutung der flächendeckenden und gleichzeitig hochwertigen Gesundheitsversorgung vor Ort. In meinem Wahlkreis wurden zwei Kliniken geschlossen; die Krankenhausreform muss sicherstellen, dass akute Notfälle auch in ländlichen Regionen weiterhin schnell stationär versorgt werden. Daneben brauchen wir spezialisierte Zentren für planbare Eingriffe von höchster Qualität. Eine enge Verzahnung von Rettungsdienst, Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten ist hierfür essenziell. Praxen brauchen Unterstützung bei der Digitalisierung, um die ambulante Versorgung in Zeiten von Fachkräftemangel zu stärken. Wir Apotheken vor Ort spielen eine Schlüsselrolle und müssen durch erweiterte Aufgaben, aber auch leistungsgerechte Honorierung gestärkt werden. Gesundheit muss für alle erreichbar bleiben!
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
Baden-Württemberg hat im Vergleich mit anderen Bundesländern schlanke Krankenhausstrukturen, aber die höchsten Defizite – auch unsere Klinik vor Ort ist da keine Ausnahme. Dies geht vor allem zulasten der Kreis- und Kommunalhaushalte. Wir brauchen dringend Änderungen an den Vergütungsregeln auf Bundesebene. Dokumentationspflichten im gesamten Gesundheitssektor müssen dringend abgebaut werden, damit mehr Ressourcen in die Patientenversorgung fließen. Das macht Gesundheitsberufe auch für Fachkräfte wieder attraktiver. Die Niederlassungsförderung über Programme wie das Landarztprogramm und die Landarztquote konsequent fortgeführt werden, um die Versorgung in ländlichen Regionen zu sichern.
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
In Baden-Württemberg können wir uns auf eine gute medizinische Versorgung verlassen und über eine hohe Lebensqualität freuen, doch auch in meinem Wahlkreis sehe ich Potenzial, Krankheiten besser zu vorzubeugen. Als Apothekerin, Lehrerin und Mutter weiß ich, wie wichtig Gesundheitskompetenz ist. Kinder müssen bereits in Kitas und Schulen den Wert von gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung lernen, während betriebliche Gesundheitsförderung Erwachsene immer wieder motivieren soll, den eigenen Lebensstil zu reflektieren. Ich setze mich dafür ein, die Gesundheitsbildung in Familien, Bildungseinrichtungen und Betrieben zu stärken und dabei auch digitale Möglichkeiten zu nutzen, um die Lebensqualität in unserer Region weiter zu verbessern. Apotheken können hier eine Schlüsselrolle einnehmen, müssen für Dienstleistungen in der Prävention aber auch eine entsprechende Vergütung erhalten.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
Die Pflege steht schon lange vor enormen Herausforderungen: die Nachfrage übersteigt die stationären Angebote, steigende Beträge, hohe Eigenanteile und überlastete pflegende Angehörige prägen auch unseren Wahlkreis. Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels in der Pflege kommt der häuslichen Betreuung eine entscheidende Rolle in der Entlastung des Pflegesystems zu. Als Apothekerin sehe ich, wie wichtig pragmatische, unkomplizierte und wohnortnahe Unterstützung der pflegenden Angehörigen ist. Wir brauchen deshalb eine Pflegereform auf Bundesebene, die pflegende Angehörige stärkt, bürokratische Hürden im Pflegewesen abbaut und finanzielle Entlastung schafft. Auch auf Landesebene müssen wir Bürokratie abbauen, etwa im Heimrecht und bei Bauvorschriften, und die Anerkennung ausländischer Abschlüsse beschleunigen. So schaffen wir eine zukunftsfähige Pflege für alle.
Welche Gesundheitsthemen sind Ihnen im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre besonders wichtig und warum?
Für mich ist die flächendeckende, wohnortnahe Gesundheitsversorgung besonders wichtig. Im Rahmen der Agenda 2030 des Ortenaukreises werden wir in vier Kliniken eine Bündelung des stationären Leistungsangebots erfüllen. Ich mache mir jedoch große Sorgen über die unfaire Finanzierung durch den Bund, denn Baden-Württemberg wird benachteiligt. Deshalb brauchen wir dringend mehr Verantwortung und Steuerung durch die Landeskrankenhausplanung. Zudem muss die Attraktivität der Gesundheitsberufe steigen. Überbordende Bürokratie frisst Zeit, Kraft und Motivation, sei es in den Kliniken oder bei niedergelassenen Praxen. Wir brauchen neue, sektorenübergreifende Versorgungsformen, die stationäre und ambulante Angebote klug miteinander verknüpfen und dabei auch die Chancen der Digitalisierung nutzen.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Gesundheitsversorgung in Ihrem Wahlkreis und wo sehen Sie den dringlichsten Bedarf etwas zu verbessern?
Jeder kennt die Diskussion, wie schwierig es ist, etwa eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt zu finden oder Facharzttermine zu bekommen. Die Schließung von ärztlichen Bereitschaftspraxen lässt befürchten, dass die Notfallversorgung nachts und am Wochenende erheblich schwieriger wird. Wir brauchen neue, digitale Versorgungsmodelle, wie eine Gesundheitsleitstelle. Gleichzeitig müssen wir den Weg in die Niederlassung erleichtern, besonders im ländlichen Raum. Regionale Strukturen und weniger Bürokratie können helfen, Versorgung langfristig zu sichern. Die Qualität darf nicht vom Wohnort abhängen. Zudem ist mir auch bewusst, wie schwierig es geworden ist, in der Gesundheitsversorgung zu arbeiten. Wir müssen den Schritt in eine niedergelassene freiberufliche Tätigkeit einfacher machen.
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Gesundheit sind für Sie am wichtigsten und wie setzen Sie sich für eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Ihrem Wahlkreis ein?
Die Grundlage für ein gesundes Leben wird in der Familie, im Kindergarten und in der Schule gelegt. Unsere Sportvereine leisten zusätzlich seit Jahrzehnten wertvolle Arbeit. Sie fördern nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch den sozialen Zusammenhalt, denn auch durch Einsamkeit kann man erkranken. Daher brauchen die Vereine unsere Unterstützung: Genau dafür engagiere ich mich als Ortsvorsteherin und Gemeinderätin bereits seit vielen Jahren. Eine gesunde Gesellschaft braucht klare Strukturen, frühzeitige Aufklärung und echte Anreize für Gesundheitsvorsorge. Wer heute in Prävention investiert, legt den Grundstein für eine lebenswerte, gesunde Zukunft und spart langfristig enorme Kosten im Gesundheitssystem.
Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach in der Pflege in Ihrem Wahlkreis und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese zu bewältigen?
Die Landesheimbauverordnung führt zu teuren Umbauten und dem Verlust wichtiger Pflegeplätze. Wir brauchen mehr Kurzzeitpflegeangebote und eine bessere Verzahnung von Heimaufsicht und Medizinischem Dienst. Wir Freie Demokraten haben bereits im Jahr 2014 ein Positionspapier zur Pflege erstellt und darin u. a. nach österreichischem Vorbild ein Konzept für eine „24-Stunden-Betreuung“ sowie ein Impulsprogramm Pflege vorgeschlagen. Pflegekräfte verdienen mehr Anerkennung, bessere Arbeitsbedingungen und weniger bürokratische Hürden – auch bei uns im Ortenaukreis. Gerade deshalb müssen wir innovative Projekte vor Ort aktiv unterstützen. In meinem Wohnort wird derzeit ein Projekt mit 77 modernen Pflegeapartments geplant. Solche Initiativen dürfen nicht durch überzogene Regulierungen verzögert oder verhindert werden. Sie sind ein wichtiger Teil der Lösung.